Soziale Stadt Birth/ Losenburg
Das Programm „Soziale Stadt“
Mit dem Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ stehen seit 1993 Städtebauförderungsmittel zur integrierten Erneuerung von Stadtteilen mit besonderen Entwicklungs- und Erneuerungsbedarfen zur Verfügung. Bisher wurden in Nordrhein-Westfalen über 80 Stadtteile gefördert, in denen sich bauliche, ökonomische und soziale Problemlagen überschneiden. Bundesweit kam das Programm seit 1999 in über 500 Stadtteilen zum Einsatz.
Das Programm Soziale Stadt ist vor allem durch folgende Leitlinien gekennzeichnet:
- Anknüpfen an die Ressourcen und Stärken vor Ort: z.B. engagierte Organisationen, Akteure und Bürger, Erfahrungen und Netzwerke, besondere bauliche und ökonomische Qualitäten, Verknüpfen von Vorhandenem mit Neuem
- Integriertes Handeln: Verknüpfung von (städte-)baulichen, ökonomischen und sozialintegrativen Maßnahmen, ebenen- und fachübergreifendes Handeln, Bündelung privater und öffentlicher Ressourcen
- Aktivierung und Partizipation: Bewohnerschaft, Unternehmen, lokale Non-Profit-Organisationen
- Nachhaltige Veränderungen durch Verstetigung und Imageverbesserung.
Integriertes Handlungskonzept von 2003
Mit Beschluss des Haupt- und Finanzausschusses hat sich die Stadt Velbert im Jahr 2001 die Aufnahme der Stadtteile Birth und Losenburg in das Landesprogramm "Soziale Stadt" zum Ziel gesetzt. Dieser Schritt wurde für notwendig erachtet, da zu dem Zeitpunkt in diesem Bereich Entwicklungstrends eingetreten waren, die eine deutliche Verschlechterung der weiteren baulichen und sozialen Stadtteilentwicklung befürchten ließen.
Nach Vorgesprächen und Ortsterminen mit dem nordrhein-westfälischen Städtebauministerium beauftragte die Stadt Velbert die WohnBund-Beratung NRW mit der Erarbeitung eines Integrierten Handlungskonzeptes, das 2003 vom Rat beschlossen und beim Land eingereicht wurde.
Im Rahmen dieses Handlungskonzeptes wurden bauliche, ökonomische und soziale Handlungsfelder zur Stabilisierung und langfristigen Stärkung von Birth/Losenburg als attraktiver Wohn- und Lebensort entwickelt. Das Konzept beinhaltete einen präventiven Handlungsansatz, mit dem den sozialen Negativtrends und den vorhandenen (städte-)baulichen Mängeln rechtzeitig durch ein verstärktes gemeinsames Vorgehen aller Akteurinnen und Akteure begegnet werden sollte.
Als zentrale Probleme und Ansatzpunkte wurden genannt:
- Modernisierungsbedarfe im Geschosswohnungsbestand und Bedarfe zur Neugestaltung nicht mehr zeitgemäßer (privater und öffentlicher) Wohnumfeldbereiche,
- Die Gefährdung insbesondere des Einkaufszentrums Birth als Nahversorgungsschwerpunkt,
- Die Zuname sozialer Konfliktlagen und Integrationsprobleme sowie der Bedarf an Angeboten und Treffpunkten für verschiedene Zielgruppen.
Das Handlungskonzept von 2003 leitete für diese Handlungsfelder eine Vielzahl von Maßnahmen und Projekten ab, die in den folgenden Jahren umgesetzt, ergänzt und weiterentwickelt wurden.
Aufnahme in das Programm "Soziale Stadt" 2004
Auf der Grundlage des Integrierten Handlungskonzeptes von 2003, das hinsichtlich wohnungswirtschaftlicher Ansätze noch ergänzt wurde, wurde Birth/Losenburg im November 2004 mit Beschluss der interministeriellen Arbeitsgruppe der Landesregierung Nordrhein-Westfalen in das Programm „Soziale Stadt NRW“ aufgenommen. Seitdem werden auf der Basis jährlicher Förderanträge Landes- und Bundesmittel für integrierte Stadterneuerungsprojekte in Birth/Losenburg zur Verfügung gestellt.
Stadtteilmanagement
Im August 2004 nahm das Team des Stadtteilmanagements auf Grundlage des ersten Bewilligungsbescheides seine Arbeit im Vor-Ort-Büro in einem Ladenlokal in der Birther Straße 8 auf. Nach Ausschreibung der Leistungen hatte die Stadt Velbert die Planungsgruppe STADTBÜRO und das Planungsbüro BASTA gemeinsam beauftragt.
Arbeitsschwerpunkte des Stadtteilmanagements sind die Begleitung und Koordination der Umsetzung des Integrierten Handlungskonzeptes sowie dessen Konkretisierung und Weiterentwicklung. Im Vordergrund stehen hierbei bauliche und ökonomische Erneuerungsprojekte sowie – in Kooperation insbesondere mit dem SKFM-Stadtteilzentrum – Maßnahmen im sozialen und kulturellen Bereich.
Dabei geht es vorrangig darum,
- Projekte zu entwickeln und Bewohnerinnen und Bewohner zu beteiligen,
- zwischen Akteurinnen und Akteuren zu vermitteln und die Zusammenarbeit zu fördern,
- zu informieren und zu beraten.
Die jeweiligen umfangreichen Aktivitäten des Stadtteilmanagements sind in den jährlichen tabellarischen Sachstandsberichten ausführlicher dargestellt. Seit 2006 werden diese Sachstandsberichte in Kooperation mit dem SKFM Velbert/Heiligenhaus erarbeitet und enthalten auch die Jahresberichte zur Arbeit des SKFM-Stadtteilzentrums Birth/Losenburg.
Evaluation 2010
Entsprechend den Vorgaben des Landes wurden die Zielsysteme und Wirkungen der bisherigen Maßnahmen und der Arbeits- und Akteursstrukturen des Soziale-Stadt-Prozesses in Birth/Losenburg im Zuge einer Evaluation im Jahr 2009/2010 einer kritischen Würdigung unterzogen. Anknüpfend an das Gliederungssystem des Integrierten Handlungskonzeptes von 2003 untersuchte die Evaluation in sechs Handlungsfeldern die Qualität der Zielerreichung und entwickelte unter enger Einbeziehung der lokalen Akteure Vorschläge für den weiteren Förderzeitraum.
Fortschreibung Handlungskonzept 2011
Entsprechend den Vorgaben des Landes wurde 2011 das Integrierte Handlungskonzept "Soziale Stadt Birth/Losenburg" von 2003 fortgeschrieben. Die Fortschreibung dient zum einen der Bilanzierung und Überprüfung der bisherigen Maßnahmen und Strategien und zum anderen der Abrundung des Maßnahmenpakets für die restliche Programmlaufzeit. Die Stadt Velbert hat hiermit die Planungsgruppe STADTBÜRO und das Planungsbüro BASTA beauftragt. Die Bearbeitung erfolgte im ersten Halbjahr 2011 und war durch eine umfangreiche begleitende Kommunikation – z.B. durch Akteursgespräche, Werkstattgespräche, Diskussion in politischen Gremien – gekennzeichnet. Nach der Beratung in den Fachausschüssen wurde das fortgeschriebene Handlungskonzept im Dezember 2011 vom Rat der Stadt Velbert beschlossen. Das Konzept bildet damit die Grundlage für die weiteren Stadterneuerungsmaßnahmen in Birth/Losenburg bis 2013/2014.
Lage, Abgrenzung und städtebauliche Charakteristik des Programmgebiets Birth/Losenburg
Das Programmgebiet liegt im Stadtbezirk Velbert-Mitte, ca. zwei Kilometer nordöstlich des Velberter Stadtzentrums. Es grenzt im Westen an das Heiligenhauser Stadtgebiet. Birth/Losenburg wird im Südosten durch die Autobahn A44 begrenzt, die größtenteils mit einem Grünzug abgedeckelt ist. Im Nordwesten schließt sich ein großer zusammenhängender Freiraum an das Programmgebiet. Das Rinderbachtal trennt die Stadtteile Birth und Losenburg voneinander und stellt damit auch eine landschaftlich-räumliche Zäsur im Programmgebiet dar. Beide Stadtteile sind von einer bewegten Topografie geprägt. Sowohl das nah gelegene Stadtzentrum als auch das Umland sind mit dem motorisierten Individualverkehr gut erreichbar. Der Anschluss an den Öffentlichen Nahverkehr wird über Busverkehr hergestellt, an den schienengebundenen Nahverkehr ist das Programmgebiet nicht angebunden.
Vor dem Zweiten Weltkrieg war das Gebiet vorrangig ländlich geprägt, erst nach 1945 entwickelten sich die Stadtteile Birth und Losenburg durch steigende Bautätigkeit. Mietwohnungs- und Eigenheimbau gingen einher mit dem Aufbau einer Nahversorgungsstruktur. Dabei entwickelten sich die beiden Siedlungsbereiche in verschiedene Richtungen: Birth war zunächst durch mehrgeschossige Zeilenbebauung und ab Mitte der 1960er Jahre auch durch höhergeschossige Wohnbebauung geprägt, die durch Eigenheime bis zur Mitte der 1970er Jahre vervollständigt wurde. In Losenburg wurden zuerst Eigenheime als Einzel- und Doppelhäuser realisiert. Hier entstanden erst ab Mitte der 1970er Jahre größere Einheiten in industrieller Bauweise. Das 1978 am nördlichen Siedlungsrand eröffnete Klinikum Niederberg ließ den Stadtteil weiter wachsen: Heterogene Strukturen aus kleinteiliger Einzel- und Reihenhausbebauung, ebenso größere Gebäude sowie die Entstehung eines Nahversorgungszentrums waren bis Anfang der 1990er Jahre die Folge.
Das Programmgebiet umfasst in etwa 2.400 Mietwohnungen. Der größte Anbieter ist die städtische Wohnungsbaugesellschaft Velbert mbH, die rund 1.500 Wohneinheiten besitzt bzw. verwaltet. Die Baugenossenschaft Niederberg eG hat rund 400 Wohnungen im Bestand. Sahle Wohnen ist mit etwa 280 Wohneinheiten die drittgrößte Anbieterin, besitzt aber nur in Losenburg Wohnungen. Der Spar- und Bauverein eG verfügt über etwa 60 Wohneinheiten. In den letzten Jahren hat noch das Wohnungsunternehmen Brack Capital Real Estate ca. 160 Wohneinheiten in Birth erworben. Darüber hinaus ist der Wohnungsbestand v.a. durch Einzelbesitz von Eigenheimen geprägt. Etwa 1.250 Wohneinheiten sind als Sozialwohnungen noch mit einer Bindung versehen. D.h. etwa die Hälfte des Mietwohnungsbestandes befindet sich in einer Bindung, etwa drei Viertel dieser Sozialwohnungen liegen in Birth. Vorrangiger Investitionsbedarf besteht insbesondere in Birth, auch aufgrund der Tatsache, dass der Wohnungsbestand in Losenburg später errichtet wurde und sich deshalb noch in einem besseren baulichen Zustand befindet.
Die im Programmgebiet aktiven Wohnungsunternehmen haben in den letzten Jahren große bauliche Anstrengungen unternommen, um ihre Bestände zu modernisieren. Zum Teil wurden auch Fördermittel in die Neugestaltung des Wohnumfeldes oder die Sanierung einzelner Fassaden investiert. Der Großteil der Investitionssummen wurde jedoch aus Eigenmitteln finanziert.